Donnerstag, 6. August 2009

Zwischenbericht:

So, hier mal ein kleiner Zwischenbericht, was sich diese Woche schon alles ereignet hat. Zuallererst: Wir haben gerade kein typisches schottisches Wetter - zumindest nicht solches, wie es sich der normalsterbliche Deutsche vorstellt! Es hat diese Woche nur einmal geregnet! Unglaublich! Und diese Trockenperiode hat sich letzte Woche auch schon angemeldet, da hat es nur an drei Tagen in der Woche mal zwischendurch geregnet - immer dann wenn ich in der Klinik war, und als ich nach Hause ging, hat sich natürlich wieder die Sonne gezeigt.


Auf Station hat sich auch ein bisschen was getan, unser einer FY1, also der junge Assistenzarzt (John), hat ab gestern seine neue Rotation in Inverness angetreten. Die FY1s machen ähnlich unseren PJlern jeweils viermonatige Rotationen durch, nur dass sie bereits fertige Ärzte sind. Dafür haben wir jetzt eine neue FY1, sie kämpft noch mit den Elementen - mit dem PC, den Patientenkurven und ihrem Pieper. Bin mal gespannt, was für Geschichten man von der heidelberger Gastro-Station ab September hört ;-) Das alles kommt mir auch so bekannt vor; als ich in der gastro Famulatur gemacht hatte, hat auch gerade eine Assistenzärztin frisch angefangen. Sie hat genauso mit dem deutschen System gerudert. Es muss wohl allen so gehen... da hab ich ja nochmal einen dreijährigen Aufschub und kann mich beruhigt im Labor darauf vorbereiten. Mit dem FY1-Wechsel hat sich aber auch gleichzeitig mein Tätigkeitenbereich etwas erweitert. Ich schau jetzt immerhin die Blutergebnisse der Patienten nach - diese Woche gab es quasi keine Blutabnahmen für mich zu erledigen. Die einzigen Patienten, die es gegeben hätte, waren positiv für kleine Virchen wie HIV oder HCV (Hepatitis C). Das dürfen nur "full fletched doctors", keine Studenten, weil das die Versicherung nicht trägt, falls der Student auf die Idee kommt, die gebrauchten Nadeln für Akupunktutzwecke zu verwenden... in der Hinsicht sind die viel kleinlicher als wir Deutschen! Ansonsten versuche ich weiterhin die Ärzte so tatkräftig zu unterstützen wie möglich, versuche täglich wenigstens einmal mit einem Patienten zu sprechen und an den Visiten teilzunehmen - die eine Patientin, eine Engländerin, hat mich anscheinend für einen Schotten gehalten. Erst im Laufe des Gesprächs durch eine Nebenbemerkung hat sie herausgefunden, dass ich Deutscher bin und war ziemlich überrascht. Generell sind die Schotten vom Englisch der Deutschen sehr überrascht! Unsere Schulen scheinen also was zu taugen!


Bevor ich mich aber innerlich auf den Tag morgen vorbereite, wollte ich noch ein paar Bilder aus meinem "flat" zeigen, aus meine WG. Es kam ja mal die Frage von jenseits des großen Teiches, was ich unter einer versifften Küche verstehen würde.








Hier sind mal demonstrativ die Bilder des Mülleimers, von unseren beiden Herden mit Backöfen unten drin und der Küchenzeile in repräsentativem Zustand. Normalerweise fische ich mir daraus morgens immer eine Tasse, wasche sie nochmal und mach mir dann in der Mikrowelle das Wasser für meinen Instantkaffe heiß, bevor ich die semi-skimmed milk mit 1,8% Fett dazu gebe, die ich standardmäßig im 2 Pint-Pack kaufe. Vollmich gibts nur in 4 Pint-Packen, das schaffe ich dann doch nicht innerhalb von drei Tagen zu trinken, nicht mal mit Cornflakes. Mein einziges Vertrauen in den Backofen beruht auf meine Annahme, dass viele Pathogene bei gut 200 Grad soweit inaktiviert werden, dass man bei Bedarf auch mal eine Pizza machen kann. Den Mülleimer versuche ich möglichst nicht zu berühren - womöglich würde der mich beißen!
Richtig überrascht hat mich dann gestern aber eine kleine Notiz, die plötzlich in unserer WG aufgetaucht ist:
"Achtung! Ihre Wohnung wird geputzt! Morgen!
Bitte beachten Sie folgende Richtlinien:
1. alles Geschirr muss gespült und verstaut werden
2. jeder Müll muss in die schwarzen Säcke entsorgt werden
3. alle Müllsäcke müssen zu den nächstgelegenen Sammelpunkten gebracht werden!
Sollte das nicht berücksichtigt werden, wird sich die Putzkolonne umgehend zurückziehen und es der zuständigen Verwaltung melden! Wir danken für Ihre Kooperation!"
Gerade der letzte Satz hat mich ein bisschen an "Das 5. Element" erinnert. Da sagen die Polizisten auch immer genau diesen Satz. Aber der einzige Unterschied, der mir bisher aufgefallen wäre, ist, dass der Mülleimerdeckel jetzt sauber ist und ich nicht mehr soviel Angst davor habe.
Ah, bevor ich das vergesse! Ich habe heute einen weiteren Punkt auf meiner Touristenliste abhaken können. Planmäßig wäre dieser Punkt erst am Wochenende dran gewesen, aber die Gelegenheit war günstig!
Als ich heute in die Kantine ging und mir das reichhaltige Buffet angesehen habe (2 verschiedene Hauptgerichte, von denen eins normalerweise Hühnchen süß-sauer oder curry ist, und drei Beilagen), habe ich erst gedacht: "Ah, Fisch! Das wär doch was! Und Pommes gibts auch, das passt ja." Dann ging der Blick etwas nach links und der nächste Gedanke war nur: "Urgh, was ist denn das für eine Pampe? Sieht aus wie schon mal gegessen... was ist das denn (Blick wandert nach oben, um das Schild zu lesen) - ahh, Haggis! Lecker, vergiss den guten Fisch!" Ich hab mir dann doch einbisschen zu viel auf den Teller geladen, aber gut war es trotzdem. Als ich am Tisch angekommen bin, haben mich die lieben Kollegen nur grinsend angeschaut, ob ich denn Haggis schonmal gegessen hätte. Das ganze scheint bei den Schotten selbst nicht so hoch im Kurs zu stehen. Zumindest war der Fisch ziemlich schnell leer und das Haggis nur leicht angekratzt. Ich hab auch keinen weiteren mehr mit haggis gesehen. Aber ich denke, als Tourist/ausländischer Famulant kann ich es mir leisten, auch ein ordentliches Touristenprogramm abzuarbeiten. Ich bin mir auch sicher, dass kein Schotte Deutschland verlassen würde, ohne einmal Sauerkraut gegessen zu haben...

3 Kommentare:

  1. Hi Danny,
    eine typische Männer-WG kann man da nur sagen. Nicht geschenkt möchten wir mit dir, was die Wohnung betrifft, tauschen. Nachdem bei uns langsam wieder der Normalzustand herrscht, ist es auch wieder gemühtlich.
    Wissen die Schotten nicht, dass du in Sache HIV schon mehrere Jahre experimentierst? Die wollen halt auf Nummer sicher gehen.
    Sind auf weitere Geschichten aus Schottland gespannt.
    LG M+P

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  2. Hey,
    ich hoffe ich bin jetzt nicht die einzige, die sich unter "haggis" nich viel vorstellen kann... werds aber gleich mal googeln.
    Die WG sieht wirklich ein wenig gewöhnungsbedürftig aus. Aber Männer habens halt nicht so mit Putzen ;)
    Ach, ich muss demütig gestehen, dass Arsalie und ich kein einziges Mal trainiert haben seit du weg bist :/ uns fehlt der Motivator... kurz gesagt, wir freuen uns alle wenn du wieder da bist ;)
    LG, Anne

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  3. Hallo Daniel,
    Ich hab schon Schlimmeres gesehen. Bei meinem Neffen, der Grafik und Design in Mannheim studiert hat. Auch eine Männer-WG Richtung Jungbusch. Da hatten die Spagetti im Laufe von ca. 14 Tagen unter Zuhilfenahme von Tomatensosse eine innige, unlösbare Verbindung mit dem Topf eingegangen. Ich glaube, die haben da in regelmäßigen Abständen neues Geschirr und Töpfe angeschafft.
    Oder haben sich ne neue WG gesucht. Ich hätte jedenfalls abgelehnt, da irgendwas zu essen, geschweigedenn (schreibt man das so???)in dieser Küche was zu kochen. Allerdings kam bei denen keine Putzfrau vorbei, höchstens mal eine besorgte Mutter, die sich Sorgen um die Gesundheit ihres hoffnungsvollen Sprößlings gemacht hat. Du siehst also, schlimmer geht immer. Und in Schottland ist es ja auch nicht so warm, da brauchen die Keime ein bissel länger zur Vermehrung. Und bis die richtig Viele sind, kannst Du ja wieder heim fahren. Zumal sie gelegentlich vom Putzgeschwader in der Vermehrung unterbrochen werden. Also bleib gesund (nicht wie Annemarie: verdrehtes Knie (seit Gestern dank Judotraining), Übelkeit (seit heut abend dank weiss der Teufel was).
    Grüße aus good old Hoggene.
    Carola

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