In der Klinik ist alles wie gehabt, ich übe mich Stück für Stück in englischen Anamnesegesprächen und versuche manchmal verzweifelt die Patienten zu verstehen – hängt halt vom Dialekt ab, geht aber meistens nach Nachfragen relativ gut. Für schottische Studenten, die länger auf Station sind, ist es normal, ein „Projekt“ zu machen und da der eine Chefarzt mich jetzt als quasi-schottischer Student eingestuft zu haben scheint und sich anscheinend als für meine Aktivitäten verantwortlich fühlt (ich hab die Aufgabe, jeden Tag wenigstens mit zwei Patienten zu sprechen – mal sehen, ob das funktioniert, da jede Woche mindestens drei andere Studenten da sind, die sich auch mit einem Patienten unterhalten; da kommts halt mal zu Gedränge vor dem Zimmer…), hat er mir noch ein weiteres Projekt aufgetragen, weil ihm das erste, das ich jetzt übernommen habe, zu klein erscheint. Zugegeben, es ist nicht so wirklich großartig, ich überprüfe dabei jede Woche von fünf Patienten die Antibiotikatherapie und wie diese dokumentiert ist und vergleiche das dann mit den Leitlinien. Aber andererseits scheint das zweite Projekt auch nicht viel aufwendiger zu sein: ich erfasse dabei jeden Patienten, der mit Verdacht auf Schweinegrippe zu uns kommt, dokumentiere ein paar persönliche Daten, Symptome und so weiter und ganz am Ende kann man dann sagen, wie viele der Verdachtsfälle sich bestätigt haben und wie das Patientenkollektiv aussieht. Als ich am Anfang gehört habe, ich könne ja ein Projekt machen, hab ich mich noch gefragt: Oje, was erwarten die dabei, reicht mein Englisch dazu aus, brüte ich jeden Tag neben den Visiten zehn Stunden über Akten und versuche Zusammenhänge von irgendwas herauszufinden, sofern ich die Handschrift lesen kann… aber jetzt entpuppt sich das alles als wirklich entspannt.
Nichtsdestotrotz, dass ich meine neuen Aufgaben bekommen habe, hab ich am Wochenende meinen ersten Schottlanderkundungsausflug gemacht! Ich war in Inverness, hab mir die Stadt angesehen, das Loch Ness, was man eben als Tourist da so macht. Am Freitag Abend hat mich eine der Ärztinnen, die zusammen mit ihrem Freund übers Wochenende nach Inverness gefahren ist, weil sie da eingeladen war, im Auto mitgenommen und dadurch hab ich schonmal die Fahrtkosten nach Inverness hin gespart (um so härter war der Schock, als ich am Bahnhof mein Ticket zurück nach Aberdeen gelöst habe und die Wutz von Schaffner hat mit 25 Pfund – nicht Euro – abgeluchst; der hat auch ein bisschen komisch gekuckt und nur den Kopf geschüttelt, als ich gefragt habe, ob es denn für Studenten billiger wäre – ob Deutschland oder Schottland, die Bahn scheint überall gleich zu sein). Die Nacht über habe ich in der Jugendherberge in Inverness verbracht, hab mir am nächsten Morgen noch ein kontinentales Frühstück geleistet (Frühstück – 3,50 Pfund, die Schotten auf Anhieb zu verstehen – unbezahlbar) und bin dann kurz nach Acht losmarschiert, um die Stadt unsicher zu machen. Ist nur blöd, wenn die Läden, Touristenattraktionen und alles andere erst um neun oder zehn aufmacht… Zeit genug also, die Stadt auf eigene Faust zu Fuß zu erkunden, sich am Automaten eine Karte des Stadtzentrums zu ziehen und idyllische Landschaft der Ness Islands südlich am Rande der Stadt zu genießen...
Und weiter ist hier eigentlich nichts wirklich aufregendes passiert. Ich kanns nur nicht fassen, wie schnell die erste Woche vorbei ist. Mal sehen, wie schnell das mit der zweiten passiert.
Für nächstes Wochenende plane ich für einen Tag nach Edinburgh zu fahren, da wird das Edinburgh International Festival stattfinden - soll was ganz berühmtes sein, hab nur noch nie davon gehört... Es soll auf jeden Fall sehr lustig sein mit Straßenkünstlern in bunten Verkleidungen und vielem mehr. Ich lass mich überaschen und freue mich schon auf das Haggis im Touristenpub "The last Drop" - sofern ich da hinkomme. Nächstes Wochenende sollen fast eine halbe Million Besucher wegen des Festivals in die Stadt strömen und ich werde mitten unter ihnen sein!
Hi Danny,
AntwortenLöschendein Wochenende war doch etwas spannender als unseres. Wir kamen seit Freitag nicht vor die Tür. Aber wie schon Carola geschrieben hat konnten wir wenigsten unsere Badebekleidung, tragen auch wenn es nur zum Tapezieren war. Dein erstes Wochenende war ja schon toll (trotz ohne Nessie ... gut für unser Sofa). Wenn die Schotten ihre guterhaltenen Burgen nur Knasties zur Ferfügung stellen kannst du darauf locker verzichten; und Ruiene sehen sowieso aus einiger Entfernung am besten aus.
Bei uns gehen bei Regen oder noch schlechterem Wetter die Stockenten zu Fuß. Dass die schottischen Möven schon bei recht normalem Wetter zu Fuß gehen ist erstaunlich (oder brauchen die für ihre Flugmanöver Sturm, Hagel oder Bodennebel?).
Falls du in Edinbugh eien Platz im "The last Drop" ergattern kannst, denk dran,das s in schottischen Kneipe manchmal Geldbeutel samt Papieren etc. einfach so verschwinden können. Also... uffbasse.
Sollte dieser unwahrscheinliche Fall doch eintreten (dein Bruder ist ja diesesmal nicht dabei), weißt du ja schon, wo in Edinburgh das deutsche Konsulat ist.
Wir... wünschen dir eien weitere angenehme Arbeitswoche incl. der erforderlichen Wandereinlagen
Grüße M+P
PS: Die Fische schwimmen noch.
Ich war damals glaub auch zu der Zeit in Edinburgh, war echt geil! Empfehlenswert ist da dann auch das "Military Tattoo", so n Wettbewerb zwischen verschiedenen Marschkapellen.
AntwortenLöschenUnd die ganzen Artisten und Artistinnen auf den Straßen waren auch sehenswert.
Hallo Daniel,
AntwortenLöschendu hast ja schon Tolles erlebt. Wir waren heute bei deinen Eltern, haben gut gegessen und getrunken und auch die Bilder gesehen die du geschickt hast.
Wir wünschen dir noch alles Gute lass es dir gutgehen.
Nun sind wir aber müde und gehen nach Hause.
Alla TSCHÜSS bis dann.
Es grüßen dich die kleine Oma und Opa