Samstag, 29. August 2009

Farewell Scotland - for now...

Unglaublich, wie schnell fünf Wochen rum sind. Ich habe das Gefühl, vielleicht letzte Woche angekommen zu sein und jetzt sitze ich schon wieder auf gepackten Taschen (zumindest bin ich grad am Packen und versuche verzweifelt die letzten Dinge irgendwo reinzustopfen, dass nichts kaputt geht.
Gestern war ja mein letzter Tag im Aberdeen Royal Infirmary (so heißt das Krankenhaus eben) und traditionell gabs natürlich einen Kuchen für alle! Wenn ich eine einigermaßen annehmbar eingerichtete Küche gehabt hätte, hätte ich den natürlich auch selbst gebacken - unsere SHO hat sich aber angeboten, den Kuchen zu machen, wenn ich ihr aus dem Internet ein Rezept für Zuckerguss mit Zitronengeschmack rausziehe. Gut, das Rezept hatte ich nach fünf Minuten (ich konnte mich nicht entscheiden, welches ich nehmen soll, deswegen hat es so lange gedauert) und gestern habe ich immerhin Muffins und Kekse mitgebracht, die ich wenigstens selbst gekauft habe. Die Muffins hatten zwar keinerlei Chance gegen den klasse Kuchen, aber dafür haben die anderen garantiert die nächsten ein, zwei Wochen mit Süßigkeiten ausgesorgt...
Gestern Abend sind wir dann zum endgültigen Abschluss meines diesjährigen Besuchs griechisch Essen gegangen. Das Lokal war richtig gut und man hat sich echt wie in Griechenland gefühlt, aber die Speisekarte hatte immense Lücken - es gab weder Gyros noch Bifteki! Und vor dem Essen haben wir auch keinen Ouzo ausgeteilt bekommen... also der Christos kann sich da vom Delphi in der Hinsicht eine Scheibe abschneiden! War aber gut - also das Essen und der Abend an sich. Ich hatte zwar immer noch Probleme, den schnellen Alltagsunterhaltungen zu folgen, aber ich denke, das wird sich erst legen, wenn ich mal wenigstens ein halbes bis drei Viertel Jahr hier verbracht habe... nächstes Jahr oder so.
Ich weiß echt nicht, was ich noch weiter schreiben soll. Die Zeit hier war klasse und ich bedauere, dass die fünf Wochen so schnell rumgegangen sind. Ich werde in jedem Fall in irgendeiner Weise wieder kommen - und sei es nur für einen Wochenendtripp, um alle hier wieder zu besuchen!

Dienstag, 25. August 2009

Highland Games bei Sonnenschein und Wüste bei Regen...

Das letzte Wochenende ist vorbei und natürlich bin ich nicht nur in meinem Zimmer gesessen, nein, ich war atürlich wieder groß unterwegs. Samstags bin ich nach Drumnadrochit (sprecht das mal mit rollendem R aus - klingt echt klasse: "Drrrumnadrrochit") zu den Glenurquhart Highland Gathering und Games gegangen. Ich bin jetzt das dritte Mal in Schottland, hab aber bis letztes Wochenende noch nie Highlandgames gesehen! Dem musste ich natürlich Abhilfe schaffen! Bevor die Bilderserie anfängt nur ganz kurz der erste Eindruck: Ich kam an díeser umzäunten Wiese an, nachdem ich mich im Touri-Infobüro durchgefragt habe, wo ich eigentlich hinmusste, und habe erstmal schön brav Eintritt gezahlt, um auf das Gelände zu kommen. Neben dem traditionellen Hammerwerfen und Tossing the Caber (den Baumstamm wegwerfen und hoffen, dass er sich überschlägt) und noch so ein paar urtümlich anmutenden Sportarten, den Heavy Games, gab es auch ganz normale Dinge wie Rennradrennen, Wettläufe, Weit- und Hochsprung - aber alles auf der Wiese! Auf dem Gras waren dann die Bahnen eingezeichnet und ein Sandhügel wurde für den Weitsprung aufgeschüttet. Daneben gab es dann ein paar Karussels, mehrere Stände mit Touri-Kram (brauchte ich nicht mehr - alles nötige hab ich beisammen und Familie, sei gewarnt: ich war wirklich ein Tourist beim Mitbringsel einkaufen!) aber natürlich auch Essen und Trinken und Infostände von Hilfsorganisationen. Ich bin da zwei Mal dran vorbei gelaufen, hab mich aber dann voll auf die Spiele konzentriert und hab versucht mich von den deutschen Touristen nicht ablenken zu lassen.´ Hier erstmal die Ansicht des Sportgeländes von der Rückseite mit dem Jahrmarktkram im Hintergrund - man erkennt viel, ich weiß, aber so sah es nunmal aus: Zeimal in der Zeit, in der ich da war, kam eine Dudelsackbrigade um das Feld gelaufen und einmal haben die nur eine halbe Runde gemacht, um anschließend in der Mitte des Feldes stehen zu bleiben und zu tröten, was das Zeug hält: Ich bisher gar nicht erwähnt, dass auch getanzt wurde. Mädels aller Altersklassen in traditionellen Kleidern hüpfen zu Dudelsackmusik hin und her. Auf dem Video ist es vielleicht zu klein, weil ich zu weit weg war und mein Zoom optisch nur vierfach zulässt, aber neben der Bühne stand immer ein Dudelsackspieler, der live gespielt hat - und immer das gleiche! Auf dem Video kommt es nicht so gut raus, aber das Tanzen war ganz schön heftige Beinarbeit (nicht nur das Hochhüpfen, auch zwischendrin schlenkern die immer ihre Beine hin und her - sieht vor allem bei den fünf- bis siebenjährigen noch etwas unbeholfen aus!).
aus mir unerfindlichen Gründen kann ich dieses Video leider nicht hochladen
Besonders gut hat mir auch ein Läufer gefallen, der anscheinend seine Schuhe vergessen hat - oder vielleicht macht man seinen Sprint in Schottland auch so, ich hab ihn nicht gefragt. Im Hintergrund sieht man auch die "Sandgrube" für den Weitsprung - in Schottland springt man halt bergauf. Und natürlich habe ich auch Filmchen vom berühmten Tossing the Caber! Der eine kanns:
an dieser Stelle sollte ein kleines Filmchen spielen, aber da mein Laptop immer abschmiert, wenn ich es laden will, kann ich es leider nicht zeigen
Der andere nicht:
s.o.
Und als krönenden Abschluss gabs noch ein Kiltrennen. Jeder, der einen Kilt anhatte, durfte an diesem 400m Sprint teilnehmen! Eine Sportlerin hat gleich mal einen Kilt angezogen und auch gewonnen, aber die Herren hatten ja eh schon einen Kilt an und so wurde das Rennen mit fünf Teilnehmern gestartet. Hier kommen sie gerade auf mich zu... Und da waren sie auch schon vorbei: Damit waren dann die Highland Games auch vorbei und ich habe mich wieder auf den Rückweg gemacht. Und endlich, ich war ja jetzt das dritte Mal am Loch Ness, endlich habe ich Nessie gesehen! Gut, Nessie hat sich nicht viel bewegt, aber genauso hab ich mir Nessie vorgestellt. Um noch ein bisschen Stoff zum live-Erzählen übrig zu lassen, springe ich jetzt mal gleich zum Sonntag. Da hat mich Paris, mein lieber Zimmernachbar, zu einer kleinen Exkursion in ein Naturreservat unweit von Aberdeen überredet. Da sollte es besonders viele Vögle geben und auch eine richtige Sanddüne wie in der Wüste. Um das gleich mal vorweg zu nehmen: die gabs. Es gab viel Vogel und viel Sand. Allerdeings auch viel Regen, Wind und Kalt. Ich hab noch nie erlebt, wie Regentropfen weh tun können, wenn sie ungebremst ins Gesicht klatschen. Wie kleine Nadelstiche! Unglaublich! Im Nachhinein war es aber doch ganz witzig, wenn auch anstrengend. Wir mussten ständig Schutz vor dem Regen suchen... ...bevor wir endlich völlig durchnässt die Sanddüne gefunden haben: Wir sind bei Wind und Wetter auch mal da hochgestapft und das war wirklich umwerfend! Auch wenn der Regen weh getan hat und der Wind stark war, einfach das Gefühl, inmitten der Elemente auf der Sanddüne zu stehen, den Wind an den Kleidern zerren zu spüren und zu sehen, wie der Sand ständig in kleinen Schwaden um die Füße und über die gesamte Düne geweht wird. Das ist einfach umbeschreiblich und ich habe mal versucht, auf miserable Art und Weise wenigstens den Sand in einem kleinen Filmchen festzuhalten:

Direkt hinter der Sanddüne war dann auch der Strand, an dem wir dann langgelaufen sind. War ganz schön, aber leider gabs keine Flaschenpost mit einer alten Piratenschatzkarte. Den krönenden Abschluss bildete dann unsere Wartezeit an der Bushaltestelle zurück nach Aberdeen. Wir haben den ersten Bus um etwa drei oder vier Minuten verpasst, wodurch wir eine ganze Stunde auf den neuen warten mussten. Die Zeit haben wir dann mit einer Dose Erdnüssen verbracht und haben uns gegenseitig deutsche Lieder vorgesungen. Ich habe "Griechischer Wein" zum Besten gegeben, was Paris bis dahin noch nicht kannte, was er aber ganz gut fand. Als letztendlich der Bus kam, habe ich mich nur noch auf Hillhead gefreut und wollte eine heiße Dusche haben. Der ursprüngliche Plan sah vor, dass wir auf dem Rückweg noch mal am River Don entlanglaufen und Seerobben anschauen, die wir auf dem Wegweg auf einer Insel gesehen haben. Nachdem es aber ein bisschen kühl und ein bisschen arg nass war, wollte ich diese Seehunde nicht mehr sehen. Und ich glaube sowieso, dass es denen auch zu kalt war. Als wir mit dem Bus an der gleichen Stelle wieder vorbei gekommen sind nach schätzungsweise fünf Stunden, waren die auch nicht mehr da - hatten vermutlich schon Feierabend...

Montag, 10. August 2009

Edinburgh Fringe Festival - am Rande des Wahnsinns...

Das zweite Wochenende in Schottland ist erfolgreich überstanden! Eigentlich ist es ja das dritte, weil ich samstags hier angekommen bin, aber das zählt nicht. Wie schon angekündigt, war ich in Edinburgh auf dem großen Festival. Da finden im Moment die Military Tatoos statt und rund herum in Old Edinburgh hat am Freitag das Fringe-Festival angefangen, das inzwischen fester Bestandteil ist. Und genau das wollte ich mir eben anschauen, weil es höchstwahrscheinlich keine Karten mehr für das Tatoo gegeben hätte - aber es ist ja bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich da war. Angefangen hat alles ganz harmlos am Samstag Morgen. Ich war pünktlich um 6.30 Uhr am Aberdeen Busbahnhof (man bedenke, ich muss da eine gute dreiviertel Stunde hinlaufen - aber es war gutes Wetter - kein Regen) und habe auch gleich den Bus in Richtung Edinburgh entdeckt mit einer Riesenschlange nebendran. Gut, man denkt sich erstmal nichts dabei und stellt sich dazu. Schließlich hat man sich im Internet schlau gemacht, was die Fahrpreise, Fahrzeit und Busverbindungen angeht und hat seinen Plan wunderbar ausgearbeitet - bis plötzlich ein Mensch da langläuft und die Reservierungs- und Ticketnummern der potentiellen Fahrgäste überprüft. Ich bin dann erstmal schnurstracks zum Infohäuschen marschiert (war sowieso grad mal zehn Meter neben mir) und habe den extrem freundlich dreinblickenden Herrn gefragt, ob man denn sein Ticket auch beim Busfahrer kaufen kann, oder ob man dazu an den Schalter muss. Der kuckt mich erstmal an wie ein Auto und meint, entweder übers Internet oder im Kassenhäuschen, aber im Bus geht nichts. Das hat der ungefähr so begeistert dahingebrabbelt, wie ich Montag morgens eine halbe Stunde vor dem ersten Kaffee drauf wäre. Am Kassenhäuschen kam dann auch sofort die nächste Überraschung: Öffnungszeiten von 9.00 Uhr bis 17-00 Uhr. Inzwischen war es ganze stolze 6.40 Uhr! Also, sch*** auf den Bus, Plan B tritt in Kraft - ich fahr mit dem Zug. Der Bahnhof ist direkt nebenan, der Ticketschalter hat schon seit 5.00 Uhr auf (so sah der Kerl auch aus, war aber im Gegensatz zum Bus-Menschen wirklich freundlich, obwohl auch ihm der Kaffeemangel deutlich anzumerken war), der Zug braucht nur gute zwei Stunden statt drei, der letzte Zug geht später zurück als der letzte Bus, was länger Edinburgh genießen bedeutet, der nächste Zug geht pünktlich um 7.06 Uhr und das Ticket ist teurer. Studentenermäßigung gibts nicht, hätts aber im Bus auch nicht gegeben. Es sprcha also alles für den Zug. Immerhin war ich pünktlich um 9.40 Uhr in Edinburgh und froh darüber, dass ich nochmal eine 20-Pfundnote mehr eingesteckt hatte. Was gibts über Edinburgh selbst zu sagen? Ich war da ja schon ein paar Mal. Mit der Studienfahrt haben wir ja in einer Jugendherberge neben der Deutschen Botschaft gewohnt und nach dem Abi auf der 10-Tages-Schottlandtour waren Christian und ich ja auch ein- oder zweimal regulär und einmal außerplanmäßig in der Stadt. Das einzige, was sich wirklich verändert hat in der Zeit, ist die Prince-Street, die mitten durch das Stadtzentrum verläuft und so die Einkaufsmeile schlechthin repräsentiert. Da ist jetzt eine Riesenbaustelle, weshalb Buslinien da außenrum gelotst werden müssen und es zu Verspätungen kommt - noch ein Grund, den Bus stehen zu lassen! Das Castle steht noch, der Park drumrum ist noch immer grün (es regnet ja auch genug dafür) und es gibt nach wie vor Touribusse, mit denen man sich die Sehenswürdigkeiten Edinburghs ankucken kann und von einem Guide was dazu erzählt bekommt. Mal ist der Guide elektronisch, mal aus Fleisch und Blut, je nachdem, welchen Bus man gerade erwischt. Als erstes hab ich den mit dem lebendigen Guide erwischt. Ich glaube, die wollte witzig sein, aber so vom Hocker haben mich ihre Sprüche jetzt nicht gerissen. Dass ich nicht von der Guidin begeistert war, lag nicht daran, dass ich an dem Tag was gegen Busse hatte (sonst hätte ich mir dafür ja kein Ticket geholt) die war wirklich ein bisschen komisch, aber naja. Der elektronische Guide im nächsten Bus war auch nicht besser. Liegt vielleicht daran, dass man mit einem Affenzahn durch die Stadt braust, rote Sandsteingebäude gezeigt bekommt und dann eine Geschichte über die Vergangenheit aufgetischt kriegt, die man innerhalb der nächsten paar Stunden spätestens sowieso wieder vergessen hat. Aber als Tourist muss ich ja ein Pflichtprogramm erfüllen und das habe ich hiermit getan. Auf zum Fringe-Festival! Den ganzen Tag sieht man auf der Royal Mile (Startpunkt ist das Castle) die Touris und Gäste rumlaufen und zwischendrin kommen dann immer wieder an verschiedenen Punkten die Straßenkünstler zum Einsatz. Die Jonglieren dann entweder vier Feuerfackeln... oder auch mal Kettensägen... gelegentlich lassen sie aber auch Menschen mit über 200kg auf ein Nagelbrett treten, dass sie vorher auf ihren Bauch gelegt haben... Der hatte seinen "Freiwilligen" vorher extra nochmal gewogen und die Waage ging bis 21 Stone, was knapp 200kg entspricht. Er hat dann nur überrascht gemeint, dass er laut Waage plötzlich gewichtslos sei und den Trick noch nie mit so einem "großen" Freiwilligen vorgeführt habe. Zum Glück hat er das unbeschadet überlebt... Richtig cool fand ich einen, der eine Glaskugel scheinbar hat schweben lassen...
Am Ende einer Aufführung der Straßenkünstler kamen dann immer die gleichen Sprüche: "Meine Damen und Herren, mein Name ist XY und ich bin Straßenkünstler! Ich habe mich dafür entschieden, weil es mir Spaß macht und ich verdiene damit meinen Lebensunterhalt! Dabei werde ich aber nicht von der Stadt oder von jemand anderem bezahlt, sondern nur von Ihnen, von meinem Publikum..." Und so weiter. Es werden auf dem Fringe auch immer verschiedene Shows aufgeführt, für die man vorher ein Ticket kaufen muss, und dazu meinten die immer nur, man kaufe erst das Ticket und stelle dann unter Umständen fest, dass die Show zu nichts taugt. Sie würden immerhin ihre Show zeigen und anschließend könne das Publikum entscheiden, was es ihm wert war. Der durchgängige Vorschlag war, dem Künstler symbolisch einen Drink zu spendieren - und weil ein Bier in Edinburgh durchschnittlich 20 Pfund kostet, wollten sie sich damit auch schon zufrieden geben ;-) Natürlich haben sie sich dann aber sofort wieder eines Besseren besonnen und haben sich auch mit weniger oder wenigstens mit einem Händeschütteln zufrieden gegeben. Sonst habe ich auf dem Festival abends noch eine Show besucht, die "Tao Samurai Magical Drummers"... ein paar Asiaten haben mit einer guten Choreographie auf Trommeln gespielt und gelegentlich auch mal eine Flöte gezückt. Es war wirklich klasse, etwa anderthalb Stunden lang purer Rhythmus! Beschreiben kann man das nicht, also: kommt alle nach Edinburgh und schaut es euch selbst an. Das war auch endlich einmal eine der wenigen Situationen, in der ich meinen Internationalen Studentenausweis gebrauchen konnte, um ein Pfund zu sparen - sonst reicht es immer aus zu sagen, ich sei Student. Vielleicht sah ich nicht mitgenommen und versifft genug aus, dass die Dame an der Kasse sicher gehen wollte. Leider konnte ich während der Show keine Bilder machen. Erstens war es dunkel und zweitens auch verboten... Nach dieser Show hab ich mich dann auch langsam wieder auf den Heimweg gemacht, schließlich wollte ich ja nicht den letzten Zug nach Aberdeen verpassen (die Jugendherbergen in Edinburgh waren restlos ausgebucht, sonst hätte ich überlegt, noch einen Tag länger zu bleiben und sonntags gemütlich zurück zu fahren). Bevor es aber endgültig nach Hause ging hatte ich wenigstens noch die Gelegenheit, echte Dudelsackspieler zu sehen. So in Farbe und bunt eben. Einmal gab es welche in traditionell militärisch anmutenden Aufmachungen, einmal gab es die aber auch die Straßenkünstlerversion. Der zweite war auch kreativer, was das Spielen anging - oder wie sonst kommt man auf die Idee, neben Amazing Grace auch mal den Titelsong von James Bond oder von Star Wars auf dem Dudelsack zu spielen, ohne dazwischen Luft zu holen. Ich habe auch eine kurze Sequenz aufnehmen können - das musste einfach sein, so eins wie er mit seinem Instrument und der Musik war. Nur leider haben sich genau in diesem Moment viele Passanten gedacht, sie müssten durchs Bild laufen...

Wieder zu Hause dann, habe ich mich erst mal halbtot ins Bett geflüchtet (es war ja auch ein Uhr nachts) und habe sonntags nichts anderes gemacht, als zu essen und zu schlafen. Irgendwie war ich nach meinem Edinburghtrip etwas fertig... Vielleicht werde ich zu alt, um von 9.40 Uhr bis 21.32 Uhr fast permanent durch die Stadt zu marschieren... Und hier an dieser Stelle muss ich mich bei meinen treuen Lesern entschuldigen, dass dieser Post mit etwa einer Woche Verspätung online gestellt wird, aber die Woche über war es so hektisch auf Station und sonntags war ich einfach nicht in der Lage, was anderes zu machen als zu essen und zu schlafen... Und warum es auf Station hektisch war? Ganz einfach: Zur Zeit gibt es in der Infection Unit neben den Consultants (Chefärzte), die nicht viel für den Alltagsablauf machen zwei Registrars (Oberärzte), eine SHO (Stationsärztin) und eine FY1 (Assistenzärztin), um den Betrieb aus ärztlicher Sicht aufrecht zu erhalten. Letzte Woche war die SHO krank und eine Registrar hatte ein Praktikum mit Weiterbildung in der Mikrobiologie. Macht unterm Strich noch einen Registrar und die FY1 - und mich als Bystander, der gelegentlich versucht, Aufgaben an sich zu reißen und nützlich zu sein. Und Überraschung: Dienstag und Mittwoch hatte die FY1 auch eine Fortbildung - wodurch ich zwei Tage lang zum kommissarischen FY1 ohne Medikamentenverschreibungsrecht aufgestiegen bin! Das war echt klasse! Verdammt anstrengend, weil ich die Ärzte kaum noch verstehe, wenn sie hektisch zwischen Tür und Angel ein Statement vor sich hinnuscheln, aber echt klasse. Mal sehen, ob es sich nächste Woche wieder etwas beruhigt, dass ich auch mal wieder losziehen kann, um Patienten zu interviewen und mich weiter in Anamnese üben kann... Und dann, schneller als gedacht, war auch schon wieder das Wochenende da. Wenn die nächsten zwei Wochen genauso schnell rumgehen, wie die letzte, habe ich das Gefühl, übermorgen schon wieder nach Hause zu fliegen... Was gab es dieses Wochenende spektakuläres? Samstag: Wäsche waschen, essen und schlafen. Und ich hab mal Aberdeen etwas unsicher gemacht... hier ist mal ein Foto von King'S College, wo ich studiert hätte, wenn ich ein Aberdeen Student gewesen wäre. Und auch im Stadtzentrum mangelt es nicht an interessanten Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Exoten... Sonst war der Tag recht ereignislos. Zusammen mit einem meiner Mitbewohner, Paris (von Beruf Grieche und Meeresbiologe), haben wir für Sonntag dann geplant, nach Stonehaven zu gehen - einer kleinen idyllischen Hafenstadt südlich von Aberdeen. Da gibt es einen Hafen (oh Wunder), eine Burgruine (Eintritt ist billiger als Urquhart Castle am Loch Ness) und nebenbei ist dort auch der frittierte Marsriegel erfunden worden (dazu später noch mehr)... Ich denke, es ist besser, die Bilder für den Ausflug sprechen zu lassen: nach einer gefährlichen Flussüberquerung:

gab es einen guten Überblick über den Hafen (das blaue Kopftuch hat mir Paris geliehen, weil es mal kurz angefangen hat zu regnen und er nicht wollte, dass ich zu nass werde - nachher hatte ich erstmal vergessen, dass ich das noch auf hatte): Der weitere Weg, der uns zu Dunnottar Castle führen sollte (die Geschichte könnt ihr in Wikipedia nachschlagen - die englische Version ist ausführlicher), hatte einen Rastpunkt an einem Kriegsdenkmal: Entlang der malerischen Klippe kam dann in der Ferne auch schon das Castle in Sichtweite: Etwas näher sah das dann schon so aus: Da konnte man echt gut meditieren: Oder einfach mal nur relaxen, nachdem wir da anderthalb Meilen von Stonehaven aus hinmarschiert sind (hier mal ein Bild von Paris, nachdem ihr mich jetzt schon so oft sehen musstet): Zurück in Stonehaven haben wir auch einfach mal das schöne Wetter genossen und sind im Hafenbecken spazieren gegangen. Das Wetter war einfach herrlich, es ging kaum Wind und die Kinder haben auch im Hafenbecken gespielt. Zugegeben, das Wasser "ein bisschen kühl", aber nach etwa fünf Minuten meinte Paris, er spüre die Kälte nicht mehr. Die Füße hat er auch nicht mehr gespürt, aber immerhin war es nicht mehr kalt :-P Kurz später haben wir uns dann aufgemacht, um etwas zu Essen zu finden. Leider waren die Hafenkneipen überfüllt, aber etwas mehr Richtung Stadtzentrum haben wir eine Kneipe entdeckt, in der es Fish and Chips gab. Wie sich rausgestellt hat, hatten die aber an dem Tag weder Haddock für das traditionelle Fish and Chips, noch ein Steak, was ich anstelle dessen bestellt habe (ich bin dann wie Paris auch auf Scampi umgeschwenkt), noch hatten sie Guinness! Das Tennent war auch nicht allzu schlecht, aber trotzdem kein Vergleich zu Guinness oder einem normalen deutschen Bier. So ganz nebenbei möchte ich mal zwei Dinge erwähnen, die ich aus Deutschland vermisse: richtiges Bier und vor allem gescheites Brot. Hier gibt es nur für unsere Begriffe Toastbrotverschnitt. Die leicht gesalzene schottische Butter ist aber dann doch recht interessant... egal, ich schweife ab. Als letzten Punkt auf unserer Touristenliste stand noch der frittierte Marsriegel. Als kurze Erklärung: Vor ein paar Jahren kam der schottischen Gesundheitbehörde ein Gerücht zu Ohren, dass es einen neuen Snack gäbe, der sich großer Beliebtheit erfreue - eben besagter frittierter Marsriegel. Anfangs hat man das als Gerücht abgetan. Ähnlich der Legenden um Nessie. Es war gut, um Touristen anzuziehen, sollte aber keiner wissenschaftlicher Überprüfung stand halten - dachte man zumindest. Umso geschockter war man dann, als sich herausstellte, dieser Riegel/Snack/Kalorienbombe/Lebenszeitverkürzer war doch tatsächlich Realität! Ein Marsriegel wird kurz unter Wasser geschwenkt, in Pannate gewälzt und anschließend frittiert. Wenn man dieses Ding in Händen hält, hat man das Gefühl, es decke den Kalorienbedarf einer mittelgroßen Kleinstadt Deutschlands für etwa einen Monat... und wenn man das gegessen hat, ist man sich dessen auch sicher. Hier mal ein Bild, bevor wir todesmutig den Riegel bestellt haben und uns damit als Touristen geoutet haben: Und hier nochmal ein Bild kurz vor dem ersten Biss: Ein Bild danach gibt es leider nicht mehr. Alles Blut war auf dem Weg Richtung Magen, um sich verdauungstechnisch an die Arbeit zu machen. Uns hat einfach die Kraft gefehlt, die Kamera zu halten...

Donnerstag, 6. August 2009

Zwischenbericht:

So, hier mal ein kleiner Zwischenbericht, was sich diese Woche schon alles ereignet hat. Zuallererst: Wir haben gerade kein typisches schottisches Wetter - zumindest nicht solches, wie es sich der normalsterbliche Deutsche vorstellt! Es hat diese Woche nur einmal geregnet! Unglaublich! Und diese Trockenperiode hat sich letzte Woche auch schon angemeldet, da hat es nur an drei Tagen in der Woche mal zwischendurch geregnet - immer dann wenn ich in der Klinik war, und als ich nach Hause ging, hat sich natürlich wieder die Sonne gezeigt.


Auf Station hat sich auch ein bisschen was getan, unser einer FY1, also der junge Assistenzarzt (John), hat ab gestern seine neue Rotation in Inverness angetreten. Die FY1s machen ähnlich unseren PJlern jeweils viermonatige Rotationen durch, nur dass sie bereits fertige Ärzte sind. Dafür haben wir jetzt eine neue FY1, sie kämpft noch mit den Elementen - mit dem PC, den Patientenkurven und ihrem Pieper. Bin mal gespannt, was für Geschichten man von der heidelberger Gastro-Station ab September hört ;-) Das alles kommt mir auch so bekannt vor; als ich in der gastro Famulatur gemacht hatte, hat auch gerade eine Assistenzärztin frisch angefangen. Sie hat genauso mit dem deutschen System gerudert. Es muss wohl allen so gehen... da hab ich ja nochmal einen dreijährigen Aufschub und kann mich beruhigt im Labor darauf vorbereiten. Mit dem FY1-Wechsel hat sich aber auch gleichzeitig mein Tätigkeitenbereich etwas erweitert. Ich schau jetzt immerhin die Blutergebnisse der Patienten nach - diese Woche gab es quasi keine Blutabnahmen für mich zu erledigen. Die einzigen Patienten, die es gegeben hätte, waren positiv für kleine Virchen wie HIV oder HCV (Hepatitis C). Das dürfen nur "full fletched doctors", keine Studenten, weil das die Versicherung nicht trägt, falls der Student auf die Idee kommt, die gebrauchten Nadeln für Akupunktutzwecke zu verwenden... in der Hinsicht sind die viel kleinlicher als wir Deutschen! Ansonsten versuche ich weiterhin die Ärzte so tatkräftig zu unterstützen wie möglich, versuche täglich wenigstens einmal mit einem Patienten zu sprechen und an den Visiten teilzunehmen - die eine Patientin, eine Engländerin, hat mich anscheinend für einen Schotten gehalten. Erst im Laufe des Gesprächs durch eine Nebenbemerkung hat sie herausgefunden, dass ich Deutscher bin und war ziemlich überrascht. Generell sind die Schotten vom Englisch der Deutschen sehr überrascht! Unsere Schulen scheinen also was zu taugen!


Bevor ich mich aber innerlich auf den Tag morgen vorbereite, wollte ich noch ein paar Bilder aus meinem "flat" zeigen, aus meine WG. Es kam ja mal die Frage von jenseits des großen Teiches, was ich unter einer versifften Küche verstehen würde.








Hier sind mal demonstrativ die Bilder des Mülleimers, von unseren beiden Herden mit Backöfen unten drin und der Küchenzeile in repräsentativem Zustand. Normalerweise fische ich mir daraus morgens immer eine Tasse, wasche sie nochmal und mach mir dann in der Mikrowelle das Wasser für meinen Instantkaffe heiß, bevor ich die semi-skimmed milk mit 1,8% Fett dazu gebe, die ich standardmäßig im 2 Pint-Pack kaufe. Vollmich gibts nur in 4 Pint-Packen, das schaffe ich dann doch nicht innerhalb von drei Tagen zu trinken, nicht mal mit Cornflakes. Mein einziges Vertrauen in den Backofen beruht auf meine Annahme, dass viele Pathogene bei gut 200 Grad soweit inaktiviert werden, dass man bei Bedarf auch mal eine Pizza machen kann. Den Mülleimer versuche ich möglichst nicht zu berühren - womöglich würde der mich beißen!
Richtig überrascht hat mich dann gestern aber eine kleine Notiz, die plötzlich in unserer WG aufgetaucht ist:
"Achtung! Ihre Wohnung wird geputzt! Morgen!
Bitte beachten Sie folgende Richtlinien:
1. alles Geschirr muss gespült und verstaut werden
2. jeder Müll muss in die schwarzen Säcke entsorgt werden
3. alle Müllsäcke müssen zu den nächstgelegenen Sammelpunkten gebracht werden!
Sollte das nicht berücksichtigt werden, wird sich die Putzkolonne umgehend zurückziehen und es der zuständigen Verwaltung melden! Wir danken für Ihre Kooperation!"
Gerade der letzte Satz hat mich ein bisschen an "Das 5. Element" erinnert. Da sagen die Polizisten auch immer genau diesen Satz. Aber der einzige Unterschied, der mir bisher aufgefallen wäre, ist, dass der Mülleimerdeckel jetzt sauber ist und ich nicht mehr soviel Angst davor habe.
Ah, bevor ich das vergesse! Ich habe heute einen weiteren Punkt auf meiner Touristenliste abhaken können. Planmäßig wäre dieser Punkt erst am Wochenende dran gewesen, aber die Gelegenheit war günstig!
Als ich heute in die Kantine ging und mir das reichhaltige Buffet angesehen habe (2 verschiedene Hauptgerichte, von denen eins normalerweise Hühnchen süß-sauer oder curry ist, und drei Beilagen), habe ich erst gedacht: "Ah, Fisch! Das wär doch was! Und Pommes gibts auch, das passt ja." Dann ging der Blick etwas nach links und der nächste Gedanke war nur: "Urgh, was ist denn das für eine Pampe? Sieht aus wie schon mal gegessen... was ist das denn (Blick wandert nach oben, um das Schild zu lesen) - ahh, Haggis! Lecker, vergiss den guten Fisch!" Ich hab mir dann doch einbisschen zu viel auf den Teller geladen, aber gut war es trotzdem. Als ich am Tisch angekommen bin, haben mich die lieben Kollegen nur grinsend angeschaut, ob ich denn Haggis schonmal gegessen hätte. Das ganze scheint bei den Schotten selbst nicht so hoch im Kurs zu stehen. Zumindest war der Fisch ziemlich schnell leer und das Haggis nur leicht angekratzt. Ich hab auch keinen weiteren mehr mit haggis gesehen. Aber ich denke, als Tourist/ausländischer Famulant kann ich es mir leisten, auch ein ordentliches Touristenprogramm abzuarbeiten. Ich bin mir auch sicher, dass kein Schotte Deutschland verlassen würde, ohne einmal Sauerkraut gegessen zu haben...

Sonntag, 2. August 2009

Aus dem Tagebuch eines Reisenden...

Die erste Woche in Schottland ist vorbei und das Wochenende neigt sich langsam dem Ende zu.
In der Klinik ist alles wie gehabt, ich übe mich Stück für Stück in englischen Anamnesegesprächen und versuche manchmal verzweifelt die Patienten zu verstehen – hängt halt vom Dialekt ab, geht aber meistens nach Nachfragen relativ gut. Für schottische Studenten, die länger auf Station sind, ist es normal, ein „Projekt“ zu machen und da der eine Chefarzt mich jetzt als quasi-schottischer Student eingestuft zu haben scheint und sich anscheinend als für meine Aktivitäten verantwortlich fühlt (ich hab die Aufgabe, jeden Tag wenigstens mit zwei Patienten zu sprechen – mal sehen, ob das funktioniert, da jede Woche mindestens drei andere Studenten da sind, die sich auch mit einem Patienten unterhalten; da kommts halt mal zu Gedränge vor dem Zimmer…), hat er mir noch ein weiteres Projekt aufgetragen, weil ihm das erste, das ich jetzt übernommen habe, zu klein erscheint. Zugegeben, es ist nicht so wirklich großartig, ich überprüfe dabei jede Woche von fünf Patienten die Antibiotikatherapie und wie diese dokumentiert ist und vergleiche das dann mit den Leitlinien. Aber andererseits scheint das zweite Projekt auch nicht viel aufwendiger zu sein: ich erfasse dabei jeden Patienten, der mit Verdacht auf Schweinegrippe zu uns kommt, dokumentiere ein paar persönliche Daten, Symptome und so weiter und ganz am Ende kann man dann sagen, wie viele der Verdachtsfälle sich bestätigt haben und wie das Patientenkollektiv aussieht. Als ich am Anfang gehört habe, ich könne ja ein Projekt machen, hab ich mich noch gefragt: Oje, was erwarten die dabei, reicht mein Englisch dazu aus, brüte ich jeden Tag neben den Visiten zehn Stunden über Akten und versuche Zusammenhänge von irgendwas herauszufinden, sofern ich die Handschrift lesen kann… aber jetzt entpuppt sich das alles als wirklich entspannt.
Nichtsdestotrotz, dass ich meine neuen Aufgaben bekommen habe, hab ich am Wochenende meinen ersten Schottlanderkundungsausflug gemacht! Ich war in Inverness, hab mir die Stadt angesehen, das Loch Ness, was man eben als Tourist da so macht. Am Freitag Abend hat mich eine der Ärztinnen, die zusammen mit ihrem Freund übers Wochenende nach Inverness gefahren ist, weil sie da eingeladen war, im Auto mitgenommen und dadurch hab ich schonmal die Fahrtkosten nach Inverness hin gespart (um so härter war der Schock, als ich am Bahnhof mein Ticket zurück nach Aberdeen gelöst habe und die Wutz von Schaffner hat mit 25 Pfund – nicht Euro – abgeluchst; der hat auch ein bisschen komisch gekuckt und nur den Kopf geschüttelt, als ich gefragt habe, ob es denn für Studenten billiger wäre – ob Deutschland oder Schottland, die Bahn scheint überall gleich zu sein). Die Nacht über habe ich in der Jugendherberge in Inverness verbracht, hab mir am nächsten Morgen noch ein kontinentales Frühstück geleistet (Frühstück – 3,50 Pfund, die Schotten auf Anhieb zu verstehen – unbezahlbar) und bin dann kurz nach Acht losmarschiert, um die Stadt unsicher zu machen. Ist nur blöd, wenn die Läden, Touristenattraktionen und alles andere erst um neun oder zehn aufmacht… Zeit genug also, die Stadt auf eigene Faust zu Fuß zu erkunden, sich am Automaten eine Karte des Stadtzentrums zu ziehen und idyllische Landschaft der Ness Islands südlich am Rande der Stadt zu genießen...



Die haben da auch echt schicke Brücken mit schmiedeeisernen Geländern...



Später am Tag, hab ich dann noch eine einstündige Tour mit einem Reiseführer durch die Stadt gemacht - ich war zu dem Zeitpunkt der einzige und deshalb war es dann auch eine richtige Privatführung. Da kamen dann dieüblichen Anekdötchen über die Stadt, wie schön sie doch ist (sie ist wirklich toll!) und ein paar historische Kuriositäten. Es gab einmal ein Erdbeben in Inverness und dadurch ist ein Turm, den ich leider vergessen habe zu fotographieren schief geworden. Ungefähr so wie der schiefe Turm von Pisa! Dadurch sind dann scharenweise die Touristen aufgekreuzt und wollten den schiefen Turm von Inverness anschauen. Es hat dann nochmal viele Jahrzehnte gedauert, bis man den Turm wieder gerade gerückt hat... Was man über Inverness aber auf jeden Fall sagen muss, ist der idyllische Kleinstadtcharakter, den die 70.000 Einwohner-Stadt immer noch hat. Kein Haus hier ist höher als vier Stockwerke und über allem thront die Burg, in der heute das Gericht sitzt. Die einzige Möglichkeit also, die Burg als Tourist von innen zu sehen, ist es, ein Verbrechen zu begehen - nicht gerade lohnenswert.



Der Fluss durch die Stadt ist übrigens der Ness und Inverness heißt nichts anderes als: an der Mündung des Ness gelegen.

Und natürlich, wie es sich als guter Tourist gehört, hab ich auch eine Bootsfahrt über den Caledonean Cannal ins Loch Ness zu Urquhart-Castle und zurück gebucht. In die Burg rein bin ich nicht - die verlangen inzwischen sieben Pfund Eintritt und ich denke innerhalb der letzten fünf Jahre, seit ich das letzte Mal hier war, hat sich bestimmt nicht allzu viel verändert. Aber immerhin habe ich ein Beweisfoto schießen lassen! Ich war wirklich auf einem Schiff vor der Ruine!



Sonst bin ich noch weiter durch die Stadt geschlendert, habe die Aussicht vom Castle über die Stadt genossen... Ganz links im Bild sieht man die Türme der St. Andrews Kathedrale. Die hat leider nur keine Kirchtürme, weil im Laufe der Zeit das Geld ausging. Damals hat man eben den Fehler begangen, erst das Bischofshaus mit zwanzig Räumen zu bauen und erst danach hat man mit der Kirche angefangen. Selbst Schuld! Sieht aber trotzdem schick aus, oder?



Jetzt bin ich wieder hier in Aberdeen und kann mich heute nicht aufraffen, was zu unternehmen, nachdem ich mir gestern fast zehn Stunden Inverness reingezogen habe. Meine Beine brauchen eine kurze Pause, bevor ich morgen Früh wieder in die Klinik marschiere. Deswegen mach ich heute alles gemütlich. Ich wasche gemütlich die Wäsche, esse gemütlich meine Tiefkühlpizza, die ich vorhin sehr gemütlich im Lidl geholt habe (es lebe der ständig verkaufsoffene Sonntag in Schottland!), denke darüber nach, die Gurke, die ich mir auch geholt habe später in einen Salat zu zerschnippeln... und sonst leg ich nur die Beine hoch, bevor morgen der Ernst des Kliniklebens wieder weiter geht.

Und ganz nebenbei beobachte ich auch immer wieder die Möwen, die hier überall durch die Stadt fliegen und auch vor meinem Fenster hin und her laufen.


Und weiter ist hier eigentlich nichts wirklich aufregendes passiert. Ich kanns nur nicht fassen, wie schnell die erste Woche vorbei ist. Mal sehen, wie schnell das mit der zweiten passiert.

Für nächstes Wochenende plane ich für einen Tag nach Edinburgh zu fahren, da wird das Edinburgh International Festival stattfinden - soll was ganz berühmtes sein, hab nur noch nie davon gehört... Es soll auf jeden Fall sehr lustig sein mit Straßenkünstlern in bunten Verkleidungen und vielem mehr. Ich lass mich überaschen und freue mich schon auf das Haggis im Touristenpub "The last Drop" - sofern ich da hinkomme. Nächstes Wochenende sollen fast eine halbe Million Besucher wegen des Festivals in die Stadt strömen und ich werde mitten unter ihnen sein!